Jährlich wird der „Global Peace Index“ veröffentlicht, in dessen Bewertung Deutschland aktuell Rang 22 einnimmt. Anhand verschiedener Kriterien wird die Friedfertigkeit auf der gesamten Welt und in einzelnen Regionen gemessen. In der diesjährigen Veröffentlichung gibt es zum ersten Mal ein Kapitel zum Klimawandel und seiner Auswirkung auf den Frieden. Der Index ist auch für die Erreichung der Sustainable Development Goals 2030 (SDGs) ein wichtiger Indikator, da das SDG 16 für Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen steht, die Grundvoraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung sind.
Der aktuelle Bericht stellt fest, dass momentan 971 Mio. Menschen in Regionen leben, die eine hohe bis sehr hohe Gefährdung aufweisen. – davon 400 Mio. Menschen in Ländern, die ohnehin eine geringe Friedfertigkeit aufweisen. Der Klimawandel kann indirekt die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass durch die Verknappung von Ressourcen die Sicherung des Lebensunterhalts gefährdet und Migration begünstigt wird. In 8 der 25 am wenigst friedlichen Ländern sind 103 Mio. Menschen von einem hohen Klimarisiko bedroht.
Das Probleme dabei ist, dass Länder, die ohnehin ein größeres Konfliktrisiko aufweisen, auch die Ländern sind, die die schlechtesten Voraussetzungen zur Anpassung an den Klimawandel haben und sich klimabedingte gewaltsame Konflikte dort schneller verschlimmern. Die schwächsten Regionen liegen südlich der Sahara und beheimaten 122 Mio. Menschen.
Was bedeutet das? Erstens können wir sehr froh darüber sein, dass Deutschland und Europa als sehr friedlich bewertet werden, was in Kombination mit unserer finanziellen und technologischen Situation dazu führt, dass wir bessere Vorrausetzungen haben, uns an den Klimawandel anzupassen. Das unterstützt auch die Erkenntnis, dass in den letzten 60 Jahren die friedlichsten Länder eine dreifach bessere BIP-Entwicklung aufweisen, als die am wenigsten friedlichen Ländern: “Frieden schafft Wohlstand”.
Das bedeutet für mich persönlich, mich in Zukunft verstärkt für Frieden einzusetzen und mir darüber Gedanken zu machen, wie dieser Zustand auch in anderen Regionen der Welt verbessert werden kann. Denn eins sagt die Studie indirekt: Wenn wir das nicht tun, werden wir in den kommenden Jahrzehnten hilfesuchende Menschen in Größenordnungen aufnehmen müssen, die die des Jahres 2015 weit übersteigen. Das sollte dann auch dringend getan werden, doch kann befürchtet werden, dass dies zu starken politischen und gesellschaftlichen Diskussionen führt. Daher ist es umso wichtiger, dass einerseits Europa und Deutschland als friedensstiftende Einheiten stark auftreten und dass andererseits auch in anderen Regionen eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung ermöglicht wird, auch unter Berücksichtigung des Rückgangs in den reichen Regionen dieser Welt. Denn bei wirtschaftlichem Wachstum müssen immer die Grenzen des ökologischen vertretbaren Wachstums beachtet werden. Bezogen auf die Umsetzung der SDGs kann dies bedeuten, dass es zu starken Zielkonflikten der einzelnen Ziele kommen kann, wie die Studie Transformation is feasible (PDF) von Jorgen Randers, Johan Rockström und anderer Autoren aufzeigt. Dies gilt es durch eine kluge und nachhaltige Politik zu verhindern, damit alle Menschen auf der Welt die für sie nötigen Entwicklungschancen bekommen. Am Ende wird es uns allen mehr nützen, als kurzfristige, egoistische Denkweisen.
Eine großes europäisches Bündnis aus Städten, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Netzwerken und zivilgesellschaftlichen Organisationen wie Jugendgruppen, NGOs, Glaubensgruppen u. a. Akteuren setzen sich gemeinsam im Climate Action Call genau dafür ein. Europa muss die Entwicklungsländern beim Klimaschutz und bei Anpassungsmaßnahmen viel stärker unterstützen, finanzielle und andere Förderungen zum Aufbau der Widerstandsfähigkeit gegen den Klimawandel deutlich aufstocken. Regionen die noch stark von fossilen Brennstoffen abhängig sind, müssen für eine gerechte und treibhausgasneutrale Zukunft besonders unterstützt werden.
Quelle:
Global Peace Index 2019