Grundlegendes zu CO2-Rechnern

Die bekanntesten Tools dienen der Berechnung des individuellen CO2-Fußabdrucks. CO2-Rechner sollten aber neben dem Treibhausgas CO2 (Kohlenstoffdioxid oder Kohlendioxid) auch andere treibhauswirksame Spurengase, wie etwa Methan (CH4) und Lachgas (Distickstoffmonoxid, N2O) und die entsprechenden Klimafolgewirkungen (CO2-Äquivalente), einbeziehen. Darüber hinaus werden sogenannte Flugäquivalente einbezogen, die die Klimawirksamkeit bei Flugreisen, z. B. des in großer Höhe von Flugzeugen emittierten Wasserdampfes, berücksichtigen.

Unter Spurengasen versteht man gasförmige Anteile, die neben den drei Hauptbestandteilen (Stickstoff, Sauerstoff und Argon) in unserer Luft vorkommen. Sie werden als atmosphärische Spurenstoffe bezeichnet. Unter die Gruppe der Spurengase fallen die treibhauswirksamen Gase Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4), Wasserstoff (H2), Lachgas (N2O) und Kohlenmonoxid (CO). Vertiefende Inhalte zum Themenbereich Spurengase können im Spektrum Lexikon der Geowissenschaften nachgelesen werden.

Der Begriff CO2-Äquivalent bezieht sich auf das relative Treibhauspotenzial einer chemischen Verbindung (z. B. CH4, N2O, FCKW). Daraus kann man die mittlere Erwärmungswirkung der Erdatmosphäre über einen bestimmten Zeitraum ableiten- meistens 100 Jahre.

Da die Forschung nie abschließend sein kann und in ihren Erkenntnissen voranschreitet, ändern sich mit der Zeit durch neue Erkenntnisse die Vergleichswerte und Rahmenbedingungen. Qualitative Onlinerechner zeichnen sich dadurch aus, wie rasch und umfangreich neuste Erkenntnisse in die Berechnungen mit auf aufgenommen werden.

Weiterhin erkennt man gute Lebensstil-Rechner, wenn die Methoden und Berechnungsgrundlagen schnell und einfach ersichtlich sind. Wo kommen die Daten her, welche Methoden wurden verwendet und welche Institutionen stehen dahinter? Solche Institutionen können Forschungseinrichtungen wie das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) oder das Öko-Institut sein. Grundsätzlich lässt sich zu den verschiedenen Rechnern folgendes sagen: Alle Rechner arbeiten mit wissenschaftlichen Erkenntnissen aus den vergangenen Jahren, da diese Daten a) erhoben, b) methodisch verarbeitet und c) in die Rechner integriert werden müssen. Durch unterschiedliche Abfragemethoden können sich die Ergebnisse der gleichen Person bei unterschiedlichen Rechnern unterscheiden. Je mehr Fragen gestellt werden, desto genauer ist der berechnete Wert, desto höher ist der zeitliche Aufwand für den Nutzer und die Nutzerin. Einige Rechner besitzen weitere Funktionen, zum Beispiel werden dort nach der Berechnung noch Handlungsempfehlungen zur Verbesserung des persönlichen Fußabdrucks aufgezeigt.

Beim Ausprobieren der Rechner konnten wir feststellen, dass sich die ausgegeben Werte zwar unterscheiden, in der Tendenz jedoch sehr ähnlich sind. Einige Rechner bieten darüber hinaus die Möglichkeit der kurz-, mittel- und langfristigen Projektion des eigenen Fußabdrucks im Vergleich zu gesellschaftlichen Verabredungen und politischen Entscheidungen an. Durch die persönlichen Eingaben und die Beantwortung von gesellschaftspolitischen Fragestellungen werden Trends für die Zukunft prognostiziert. Damit wird aufgezeigt, dass es nicht ausreichend ist, vor der eigenen Haustür zu kehren. Gleichzeitig sollten gesellschaftliche Prozesse der Veränderung befürwortet und unterstützt werden. Diese Option bietet z. B. der CO2-Rechner vom KlimAktiv, der ebenso vom Umweltbundesamt genutzt wird.

KlimAktiv CO2-Rechner

Ratingen.nachhaltig stellt den CO2-Rechner von KlimAktiv vor
Die Nutzeroberfläche des CO2-Rechners von KlimAktiv.

KlimAktiv ist eine gemeinnützige Organisation, die Dritten (Kommunen, Unternehmen oder Organisationen) CO2-Bilanzierungssysteme zur Verfügung stellt. Das Umweltbundesamt (UBA) nutzt zum Beispiel die CO2-Rechner von KlimAktiv genauso wie die Stadt Düsseldorf. Ebenso könnte die Stadt Ratingen einen CO2-Rechner in die offizielle Webseite der Stadt einbauen und als Aufklärungsinstrument für die Bürger und Bürgerinnen Ratingens nutzen. Ratingen.nachhaltig hat diesen Vorschlag bei der Stadt eingebracht. Dabei muss aber beachtet werden, dass der Rechner nur im Design an die jeweilige Umgebung angepasst wird. Die Berechnungsgrundlagen sind weiterhin die durchschnittlichen Daten Deutschlands.

Dieser CO2-Rechner unterscheidet sich im Funktionsumfang von klassischen CO2-Rechnern. Auf der eine Seite wird die individuellen CO2-Bilanz durch recht umfangreichen Eingabemöglichkeiten in den Bereichen Heizung, Strom, Mobilität, Ernährung und sonstigen Konsum ermittelt und den durchschnittlichen CO2-Bilanzen einer in Deutschland lebenden Person gegenübergestellt. Damit kann jeder Nutzer abschätzen, ob der individuelle CO2-Fußabdruck niedriger, etwa gleich hoch oder höher als der bundesdeutsche Durchschnitt ist. Dennoch ist aus unserer Sicht wichtig, dass Kommunen ihren Bürgern und Bürgerinnen eine Möglichkeit der individuellen CO2-Bilanzierung zur Verfügung stellen und durch das Angebot auf ihrer Homepage auf die Nutzung dieses Instruments hinweisen.

Eine weitere Option ist die Ermittlung von persönlichen kurz- (5 Jahre), mittel- (10 bis 15 Jahre) und langfristigen (Durchschnittswert für das Jahr 2050) Szenarien, die mit gesellschaftspolitischen Fragestellungen hinterlegt sind. Zwar kann man seinen eigenen CO2-Fußabdruck senken, bei einer mangelnden oder fehlenden gesellschaftspolitischen klimapolitischen Ausrichtung, etwa bei der Wohnflächengröße, den erneuerbarer Energien, der Förderung des Rad- und Fußverkehrs, der Etablierung starker Nachhaltigkeitsstandards, des Ausbaus der Ökolandbauflächen oder der Reduzierung von tierschen Nahrungsmitteln, können die gesamtgesellschaftlichen Ziele einer Reduzierung der Treibhausgasemissionen bzw. der Pro-Kopf-Verbrauch von 1,11 Tonnen CO2-Äquivalent bis 2050 nur sehr schwer erreicht werden. Der CO2-Rechner von KlimAktiv regt daher zum Überdenken der eigenen politischen und konsumistischen Einstellung an.

UBA (Umweltbundesamtes) CO2-Rechner

Ratingen.nachhaltig stellt den CO2-Rechner vom Umweltbundesamt (UBA) vor
Die Nutzeroberfläche des CO2-Rechners vom Umweltbundesamt (UBA).

Der CO2-Rechner des Umweltbundesamtes (UBA) basiert auf der Grundlage von KlimAktiv. Er wird dennoch erwähnt, da er einer der bekanntesten und weitverbreitetesten CO2-Analysetools für Privatpersonen in Deutschland ist.

WWF CO2-Rechner

Ratingen.nachhaltig stellt den CO2-Rechner vom Umweltbundesamt (UBA) vor
Die Nutzeroberfläche des CO2-Rechners von der Umweltschutzorganisation WWF.

Ursprünglich nutzte der WWF ebenfalls den CO2-Rechner von KlimAktiv, entwickelte im Verlauf der Zeit aber einen eigenen.

Der CO2-Fußabdrucksrechner ist mit 34 Fragen zur Ernährung, Zertifizierungen, Lebensmittelverschwendung, Mobilität, Konsum und Wohnen recht umfangreich, was die Aussagekraft steigert. Werte wie Grundnahrungsmittel, öffentliche Dienstleistung oder zur Versorgungs- und Energieinfrastruktur werden als indirekte Fußabdrücke vorgegeben. Als Ergebnis wird die persönlichen CO2-Bilanz in den Vergleich zum deutschen und zum weltweiten Durchschnittswert gesetzt sowie durch rein rechnerisch verbrauchte Erden dargestellt.

CO2-Kompensation

Ratingen.nachhaltig stellt den CO2-Rechner und Anbieter zur CO2-Kompensation vor.
Photo by Cameron Venti on Unsplash, bearbeitet durch Norman Voigt

CO2-Emissionen sind in unserem Alltag nicht zu vermeiden. Immer mehr Anbieter spezialisieren sich darauf, CO2-Emissionen die bei Reisen mit dem Flugzeug, mit dem Auto, bei einer Kreuzfahrt oder durch die Nutzung anderer Verkehrsmitteln entstehen, zu kompensieren. Dabei werden die CO2-Emissionen für die jeweiligen Reiseabschnitte und Verkehrsträger ermittelt; z. B. verursacht der Direktflug von Berlin nach New York in der Economy Class 2,1 Tonnen CO2-Äquivalente. Der Preis pro Tonne CO2-Äquivalent liegt je nach Anbieter um die 20 EURO. Durch die Förderung von Projekten zur CO2-Reduzierung, meist im globalen Süden, können die CO2-Emissionen durch die Zahlung eines bestimmten, vom Unternehmen vorgegeben Betrags, kompensiert werden. Bleiben wir beim Beispiel: Beim Anbieter myclimate kostet die Kompensation des Flugs von Berlin nach New York 45 €. Myclimate nutzt das Geld, abzüglich der Verwaltungskosten von 20 Prozent – die Verwaltungskosten sind von Anbieter zu Anbieter verschieden –, um CO2-minierende Projekte zu finanzieren. Im Idealfall werden durch die Projekte die durch den Flug emittierten CO2-Emissionen woanders auf der Welt absorbiert. Bei anderen Anbieter sind die Verwaltungskosten geringer. Dem Nutzer und der Nutzerin steht es frei, welches Projekt des Projekt-Portfolios für Summe X unterstützt wird. Bei meiner Recherche wurde z. B. ein Aufforstungsprogramm in Nicaragua angeboten.

Die Kompensationen von CO2-Äquivalenten stehen insoweit in der Kritik, dass die Handlung schon eingetreten ist, von dessen Schäden man sich im Anschluss freikaufe. Prominentester Kritiker ist Papst Franziskus: „Die Flugzeuge verschmutzen die Atmosphäre, aber mit einem Bruchteil der Summe des Ticketpreises werden dann Bäume gepflanzt, um den angerichteten Schaden zu kompensieren“. Es sei für ihn gleichbedeutend mit der Handlung von Rüstungskonzernen, die Krankenhäuser bauen, um die Opfer ihrer Bombe zu versorgen.

Aus nachhaltigen Gesichtspunkten wirbt Ratingen.nachhaltig für suffizientes Verhalten – damit ist ein maßvoller Umgang mit Ressourcen gemeint. Der Konsum und die Nutzung von Dienstleistung muss dabei nicht eingestellt werden, sondern solte durch andere, reduziertere, CO2-senkende Verhaltensweisen ersetzt werden. Dafür sind ein Bewusstwerden der eigenen Handlungen sowie soziale und politische Rahmenbedingungen erforderlich, die suffizente Verhaltensweisen fördern. Bezogen auf eine Flugreise bedeutet dies, die Überlegung vorzunehmen, ob die Reise wirklich notwendig ist oder ob Alternativhandlungen, z. B. der Urlaub in Regionen, die mit umweltfreundlicheren Verkehrsmitteln erreichbar sind, für das Wohlbefinden ausreichen. Einen ersten Einstieg zum Thema Suffizienz bietet die Webseite des Wuppertal Instituts, welches zu dieser Fragestellung schon eine Reihe von Veröffentlichungen getätigt hat.

Schaut man sich die Zahlen des Statistischen Bundesamts an, war 2018 mit 122,6 Mio. Fluggästen zum Vergleichsjahr 2017 ein Rekordjahr. Daran ist ablesbar, dass das derzeitge Konsumverhalten genau in die entgegengesetzte Richtung geht. Im ersten Halbjahr 2019 kam es mit 4,1 Prozent zu einer weiteren Steigerung.

Ratingen.nachhaltig: Destatis Passagiere Flugverkehr Deutschland 2007 bis 2018
Passagiere im Luftverkehr in Deutschland 2007 bis 2018 (Destatis 2018)

Es ist somit nicht mit einer kollektiven suffizienten Vernunft zu rechnen. Aus dieser Analyse heraus, ist die Kompensation von Flugreisen zumindest der Versuch, den anthropogenen CO2-Abfall durch Projekte, die als CO2-Senke dienen, der Atmosphäre zu entziehen und gleichzeitig schlechter gestellten Menschen in anderen Teilen der Welt die Möglichkeit der nachhaltigen Entwicklung zu ermöglichen. Derzeit ist eine Kompensation eine freiwillige Leistung, die nach Aussagen Atmosfairs weniger als ein Prozent der Fluggäste 2018 beansprucht hat. Daher sind wir der Meinung, dass eine verpflichte Einführung ein sinnvolles Instrument darstellt.

Als Anhaltspunkt, welche Anbieter vertrauenswürdig sind, bietet die Anfang des Jahres 2018 durchgeführte Untersuchung der Stiftung Warentest: Von den sechs Kompensationsanbietern haben drei die Note sehr gut erhalten: Das sind Atmosfair (23 EURO je Tonne CO2), Klima-Kollekte (23 EURO je Tonne CO2) und Primaklima (15 EURO je Tonne CO2). Myclimate (22 EURO je Tonne CO2) hat gut abgeschnitten, Klimamanufaktur und Arktik sind nur ausreichend.

Themenbasierte CO2-Rechner

Klimatarier – CO2-Bilanz von Nahrungsmitteln

Ratingen.nachhaltig stellt den themenbasierten CO2-Rechner Klimatarier vor
Die Nutzeroberfläche des themenbasierten CO2-Rechners Klimatarier.

Klimatarier ist ein CO2-Rechner, der unterschiedlichen Nahrungsmitteln die jeweiligen CO2-Äquivalente hinterlegt und die Zusammenstellung verschiedener Zutaten einschließlich der Mengengröße erlaubt. Damit ist es möglich, den CO2-Fußabdruck von einzelnen Gerichten zu berechnen.

Auf der Website findet sich eine Fülle von Rezeptvorschlägen, die weder exotisch noch weltfremd sind. Man kann sich auf der Plattform von neuen Rezeptideen inspirieren lassen und ein Gefühl für den CO2-Ausstoß einer alltäglichen notwendigen Handlung bekommen. Z. B. hat ein Zanderfilet mit Linsengemüse für zwei Personen einen CO2-Ausstoß von 2,13 Kilogramm CO2-Äquivalenten. Ein Chili Con Veggie für dieselbe Personenanzahl eine Emission von 1,07 Kilogramm CO2-Äquivalente. Aus unserer Sicht kann dieses Tool sehr gut für Bildungsarbeit, z. B. in Kantinen, verwendet werden.

Die Methode der Berechnung stammt vom Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (IFEU) und ist im Glossar ganz am Ende beschrieben.

Quarks – Pkw CO2-Bilanzen

Ratingen.nachhaltig stellt den themenbasierten CO2-Rechner der Wissenschaftssendung Quarks vor.
Die Nutzeroberfläche des themenbasierten CO2-Rechners der Wissenschaftssendung Quarks.

Um speziell die Fahrt des eigenen Pkws gegenüber anderen Verkehrsmitteln zu vergleichen, bietet sich der CO2-Rechner von Quarks an, eine Wissenschaftssendung der öffentlichen Rundfunkanstalt WDR. Es werden die Verkehrsmittel Eigener Pkw, Elektro-Pkw, Pedelec, ÖPNV, IC und ICE, Fernlinienbus und Flugzeug verglichen. Der Rechner bietet die vorgegebenen Verbrauchswerte aus der Kombination verschiedener Antriebsarten, Pkw-Größe, Pkw-Alter, Personenanzahl und Fahrstrecke oder die genaue Eingabe der Verbrauchswerte je 100 Kilometer für die Antriebsarten Benziner, Diesel, Plug-In-Hybrid und Elektro. Man bekommt einen sehr raschen Eindruck, wann der eigene Pkw sogar eine umweltfreundlichere Alternative als die Nutzung anderer Verkehrsmittel ist.

Titelbild: Kelly Sikkema on Unsplash; bearbeitet von Norman Voigt